Kratom – Traditionelles Pflanzenmittel mit großem Potential

Kratom – Traditionelles Pflanzenmittel mit großem Potential

Kratom (Mitragyna speciosa) ist ein tropischer Baum aus Südostasien, dessen Blätter seit Jahrhunderten in Ländern wie Thailand, Malaysia oder Indonesien genutzt werden. Traditionell wird es dort von Arbeitern und Bauern gekaut oder als Tee getrunken, um Müdigkeit zu vertreiben, Schmerzen zu lindern oder Entspannung zu fördern.

In den letzten Jahren hat Kratom auch im Westen an Popularität gewonnen – als natürliche Stimulanz, Entspannungsmittel oder Schmerzmittel-Ersatz. Doch die Pflanze ist nicht ungefährlich, da sie direkt an die Opioid-Rezeptoren im Körper andockt.


Inhaltsstoffe und Wirkmechanismus

Die Hauptwirkstoffe von Kratom sind die Alkaloide Mitragynin und 7-Hydroxymitragynin. Sie wirken auf das Opioid-System, ähnlich wie Morphin, allerdings mit schwächerer Bindung. Das erklärt:

  • schmerzlindernde Wirkung

  • Euphorie und Wohlbefinden

  • Entspannung oder Stimulation – je nach Sorte und Dosierung

  • Wird oft mit der Wirkung von Tilidin verglichen

Kratom-Sorten

Kratom wird grob nach Blattadern (den „Strains“) unterschieden:

  • Weißes Kratom – wirkt eher stimulierend und aktivierend, ähnlich wie ein pflanzliches Aufputschmittel. Oft morgens oder tagsüber genutzt.

  • Grünes Kratom – eine Mischung aus Stimulation und Entspannung, wirkt ausgewogen.

  • Rotes Kratom – wirkt sedierend, beruhigend, schmerzlindernd. Diese Sorte gilt als die stärkste und wird oft abends oder zur Schlafförderung genutzt.


Wirkung

  • Niedrige Dosis: eher anregend, konzentrationsfördernd, leicht euphorisierend.

  • Mittlere Dosis: entspannend, „in Watte gepackt“, körperlich entlastend, angstlösend.

  • Hohe Dosis: stark sedierend, tranceartig, mitunter wie eine sanfte Opiatwirkung („Zen-artig“).

Viele Nutzer beschreiben Kratom als Gefühl, in Wärme und Watte eingehüllt zu sein – körperlich entspannt, emotional ruhig, aber geistig dennoch wach.


Dosierung

Die Dosierung hängt stark von Toleranz, Sorte und individueller Empfindlichkeit ab:

  • 1–2 g → Mikrodosis: leichte Stimulation, wach, fokussiert.

  • 2–4 g → Minidosis: mild euphorisierend, entspannend.

  • 4–6 g → Mitteldosis: spürbar körperlich entspannend, angstlösend, leicht sedierend.

  • 6–8 g → Volldosis: deutlich sedierend, starker körperlicher Effekt.

  • 8–12 g → Makrodosis: sehr intensiv, stark dämpfend, erhöhtes Risiko von Nebenwirkungen.


Einnahmeformen

  • Traditionell: frische Blätter kauen (in Asien üblich).

  • Im Westen: getrocknete Blätter oder Pulver.

  • Tee: Pulver 15–20 Minuten köcheln lassen, abseihen. Zitronensaft kann die Wirkung verstärken.

  • „Toss and Wash“: Pulver direkt in den Mund und mit Wasser runterschlucken – effektiv, aber trocken, staubig und sehr bitter.

  • Kapseln: erleichtern die Einnahme, umgehen aber nicht den bitteren Geschmack (dafür komfortabler).


Nebenwirkungen und Risiken

  • Suchtpotenzial: Kratom dockt wie Opiate an den Rezeptoren an – regelmäßiger Gebrauch kann abhängig machen.

  • Nebenwirkungen: Übelkeit, Verstopfung, Appetitlosigkeit, starkes Schwitzen, Schwindel.

  • Langzeitrisiken: Toleranzentwicklung, körperliche Abhängigkeit, Entzugssymptome (ähnlich, aber schwächer als bei klassischen Opiaten).

  • Wechselwirkungen: Besonders gefährlich in Kombination mit Alkohol, Benzodiazepinen oder Opiaten (Atemdepression möglich).------------------------------------------------------------------------------

Kratom beim Opioid-Entzug

Eine der bekanntesten Anwendungen von Kratom außerhalb Südostasiens ist der Einsatz zur Linderung von Entzugserscheinungen bei Opiaten und Opioiden (z. B. Heroin, Oxycodon, Morphin).

Die Alkaloide Mitragynin und 7-Hydroxymitragynin binden an dieselben Rezeptoren wie klassische Opioide – allerdings schwächer. Dadurch können sie typische Entzugssymptome abmildern:

  • Unruhe und Nervosität

  • Schlafprobleme

  • Muskel- und Knochenschmerzen

  • Übelkeit

  • Gereiztheit und depressive Verstimmungen

Viele Betroffene berichten, dass Kratom ihnen den Übergang von harten Opiaten zu einem abgeschwächten Entzug erleichtert hat.

Vorteile:

  • Abfederung der Entzugssymptome ohne starke Medikamente

  • Bessere Schlafqualität im Entzug

  • Gefühl von Stabilität und „innerer Ruhe“

Risiken:

  • Substitution statt Heilung: Kratom kann zwar vom Opiat weghelfen, birgt aber selbst ein Suchtpotenzial.

  • Entzug vom Kratom: Bei längerem Gebrauch treten ebenfalls Entzugserscheinungen auf (Unruhe, Muskelschmerzen, Schlafprobleme, Gereiztheit).

  • Keine medizinische Standardtherapie: In westlichen Ländern wird Kratom nicht offiziell zur Behandlung von Entzügen zugelassen.


Kratom als Schlafmittel-Ersatz

Viele greifen zu Kratom, um besser einzuschlafen oder Schmerzen am Abend zu lindern. Vor allem rote Sorten wirken wie ein pflanzliches Schlafmittel. Allerdings sollte man den regelmäßigen Konsum kritisch betrachten, da sich schnell Toleranz und Abhängigkeit entwickeln können.


Fazit

Kratom ist eine vielseitige Pflanze mit anregender bis stark beruhigender Wirkung – je nach Sorte und Dosierung. Es kann Euphorie, Entspannung und Schmerzlinderung bringen, aber auch Schwindel, Übelkeit und langfristig eine Abhängigkeit hervorrufen.

Wer Kratom nutzt, sollte sich der Risiken und Nebenwirkungen bewusst sein. Die Pflanze ist kein harmloses Naturheilmittel, sondern ein potenziell suchtauslösendes Opioid-Analogon.

Zurück zum Blog